Im Sommer 2004 war es auf einmal vorbei: Das freie, selbstbestimmte Leben als Freiberuflerin stimmte nicht mehr. Es gab eine neue und andere Energie, viele Impulse und den glasklaren Gedanken: Das kann es nicht gewesen sein.

Also habe ich mich hingesetzt und mir das angesehen, was mich wirklich interessiert an meiner Arbeit, an dieser Wirtschaft, an den Branchen, in denen ich aktiv bin. Habe nach dem gesucht, was fehlt und fand kein in sich schlüssiges System für eine organische Persönlichkeitsentwicklung. Persönlichkeitsentwicklung, die mehr möglich macht als nur ein technisch gedachtes personenorientiertes Handlungswissen, die sich nicht an äußeren Standards orientiert, sondern an den jeweils individuellen Ressourcen und Wünschen. Das konnte passen.

Das war der erste Punkt.

Der nächste Schritt: Ein intensives Durchforsten der aktuellen Management-Literatur. Ich fand einiges, aber nichts richtig spannendes oder inspirierendes Neues. Und blieb bei Dirk Baecker hängen und seinem „Postheroisches Management“, dieses bei Merve in Berlin erschienene Vademecum aus dem Jahr 1994. Ich habe es zum xten Male gelesen und war erneut gewonnen. Die Perspektive stimmte mehr denn je.

Das war also der zweite Punkt.

Postheroisch gehört für mich als Ansatz ins Management ebenso wie in die Gesellschaft. Und die Zeit schien und scheint mir dafür reif. Also holte ich mir Dirks Einverständnis, freute mich über seine inspirierenden Worte zu meinem Ansinnen und machte weiter. Ich schrieb eine „Denkbaustelle“ als Sammlung dessen, was mich inspiriert, was mich triggert und bewegt, quer durch die 90er Jahre und die ersten des aktuellen Jahrzehnts. Klärte mich, mein Tun, meine Instrumente. Meine Wünsche.

Es gab viele Gespräche, in denen sich die wesentlichen Dinge für mich ordneten: Ich möchte mit Partnern und Partnerinnen arbeiten, ich möchte Teil eines Teams und eines guten Netzwerks sein. Ich will selbst wieder in Führung gehen, will meine Ideen abgleichen mit den Erfordernissen des eigenen Alltags. Und ich möchte die Wirtschaft dieser Gesellschaft, die die einzige ist, an der ich wirklich teilhabe, mitgestalten.

Mein intellektueller Überbau ist entsprechend kein in sich geschlossenes philosophisches Gebilde, sondern deckt ein breites Handlungsspektrum ab. Das heißt: Mir wurde immer klarer, wie sehr mir die Werte-Ebene wichtig ist, auf der ich mich selbstverständlich angesiedelt hatte und mit deren Konzepten ich ebenso selbstverständlich seit Jahren arbeite. Mir wurde aber auch klar, dass es handfester Lösungen bedarf, die gut greifen und alltagstauglich sind in Veränderungsprozessen, ohne den einzelnen stets gleichzeitig vor die elementaren Sinnfragen dieser Welt zu stellen.

Die Gratwanderung zwischen Führung und Manipulation bei gleichzeitiger Ausbeutung und höchster Selbstausbeutung hatte ich in meiner Dissertation hinreichend für mich geklärt; jetzt und heute kann ich auf diese Einsichten zurückgreifen und wieder anschließen an das, was mich immer bewegt hat: die Idee einer menschenwürdigen Wirtschaft und ein lebenswertes Managerleben.